„Amy Carmichel“ Hilfe für Kinder in Indien    

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Rundbrief 

 

Februar

  2005

   

 

Nachfolgend ein Artikel von meiner Pflegetochter Shobana, der nach einem Besuch im Bezirk Nagapatinam in der letzten Woche entstanden ist.

 

Mit vielen Grüßen W. Stelle

 

  Shobana Devandiren

 

 

Die aktuelle Situation in den in Tamil Nadu vom Tsunami betroffenen Gebieten

 

Situation in und um Tranquebar 30 Tage nach dem Tsunami

(Tranquebar liegt im Bezirk Nagapatinam, mit über 6000 Toten die der an der indischen Küstenlinie am meisten betroffene Region)

 

(25.Januar 2005) Heute morgen fuhr ich nach Nagapatinam, Vellankanni und Tranquebar und habe die vom Tsunami betroffenen Orte in der Region besucht.

Gegen 6.30 Uhr erreichte ich den Ort Vellankanni. Es sind nicht viele Leute dort, es sieht wüst aus, aber in der näheren Umgebung sind eine Vielzahl von Menschen zu finden.

Anschließend war ich in Nagapatinam. Hier sind alle Fischersiedlungen betroffen. Alle Überlebenden sind in den Schulen untergebracht, welche für den Unterricht geschlossen sind. Die Regierung versucht zu helfen und alles zu besorgen, was benötigt wird. Aber es gibt dort auch viele Leute, die keine Hilfe bekommen. Camps zur medizinischen Versorgung gibt es ebenfalls.

Auf dem Weg nach Tranquebar habe ich die Stelle gesehen, die in Karaikal (das Gebiet gehört nach Pondicherry )betroffen war. Hier traf es am Meisten einen Kanal (die darüber führende Brücke verbindet die Straßen von Nagapatinam nach Karaikal), der im Meer endet. So kam es, dass vom Meer her alles was ankam, Körper und die Wassermassen, im viel zu engen Hohlraum der Brücke stecken blieben und das Land herum überflutet wurde. Die Toten blieben unter der Brücke stecken, das habe ich im Fernsehen gesehen. Heute konnte ich diesen Ort selbst sehen. Die Aufräumarbeiten um die Brücke und auf dem Land herum waren abgeschlossen und es sieht ordentlich aus, bis hin zum Meer. Die Brücke selbst wird noch instandgesetzt, die Busse werden noch umgeleitet.

Zum Abschluss kam ich nach Tranquebar. Hier habe ich erstmals gesehen, dass die Hilfsarbeiten von der TELC und der UELC (die Vereinigte Ev.-Luth. Kirche, = quasi die indische „EKD“) ausgehen. Sie haben Kleidung, wie Uniformen, Schulbücher für die Schulkinder, die das alles und ihre Häuser verloren haben, besorgt und sie geben medizinische Hilfe, Essensrationen, Bettzeug und normale Kleidung usw.

Auch Tranquebar ist schwer vom Tsunami betroffen. Hier starben 700 Menschen. Alle stammen aus Fischerfamilien. Aber alle Gebäude (in der Stadt) waren sicher. Ich ging zum Gründler Jungen-Internat. Es ist nicht betroffen. Aber die Habseligkeiten der Kinder wurden  gestohlen. Man kann nun aber nicht die Tsunami-Opfer pauschal beschuldigen. Doch die Kinder saßen drei Tage, ab dem 26.12., ohne etwas da. Nach diesen drei Tagen begannen die Hilfsaktionen. Bis dahin wussten sie nicht, was sie tun sollten.

Doch ich habe auch hier Leute getroffen, die noch auf Hilfe warten.

 

Die Situation in den Gebieten:

Einen Monat nach dem Tsunami beginnen die Schlagzeilen zu verblassen, die einst einschlugen wie „Ground Zero“.

Rund eine Woche nachdem die letzten Straßen wieder frei und neue Dämme entlang der alten Brücken errichtet sind, richten sich alle Blicke auf die gestrandeten Boote. Die notwendigsten Hilfsarbeiten sind nun abgeschlossen und die Menschen beginnen wieder ihr normales Leben zu leben, allerdings ohne viele ihrer Lieben.

 

Die Situation der Fischer:

Die Augen der Fischer füllen sich mit Tränen, wenn sie davon sprechen: „Das Meer war unser Gott, aber der Gott hat uns verlassen. Was können wir noch tun?“. Und viele warten einfach auf bessere Zeiten um mit der Reparatur ihrer Boote zu beginnen. Die Familien der Fischer sind von ihrem angestammten Boden vertrieben. Von der Regierung bekommen sie 60kg Reis, das ist ausreichend für einen Monat. Es soll über die Verteilung von Lebensmittelkarten abgesichert werden, dass das Essen sicher für alle reicht, viele haben aber noch keine Karten.

Es gibt auch noch eine Reihe anderer Kritikpunkte z.B. im Bezug auf die praktische Zusammenarbeit zwischen der offiziellen (Regierungs-) Maschinerie und den NGO´s.

 

Die Situation der Schüler:

Die Schüler fordern die Verschiebung der Staatsexamen in den vom Tsunami betroffenen Gebieten. Viele der Kinder sind psychologisch beeinträchtigt und benötigen dringend Beratung bevor sie wieder an ihre jährlichen Prüfungen denken können. Auch fehlen die Lehrbücher, so dass sie keine Materialien zur Vorbereitung der im April anstehen Prüfungen haben. Über private Hilfe und die Regierung wird versucht Bücher und Schreibmaterialien für die Schulkinder zu beschaffen.

 

Die Situation der Bauern:

Da die Wellen des Tsunami auch ins Land gingen, ist der sandige Boden auch dort versalzen.

Der Natriumanteil auf den Äckern ist nun sehr hoch, was nicht gut für den Ackerbau ist. Das beeinflusst die Arbeit und einfach alles Andere der Bauern. Sie sehen ihre Ernten für die nächsten 4 – 5 Jahre in Gefahr. Das ist eine grausame Tatsache, doch was können sie machen um sich zu ernähren und zu arbeiten? Und was können sie tun, für die Zukunft ihrer Kinder (Ausbildung und alles andere eingeschlossen)? Vorübergehend hilft die Regierung mit Nahrungsmitteln, Kleidung und anderem aus.

 

Die Situation der Regierung:

Die Regionalverwaltung war bemüht geeignete Herbergen für die dauerhafte Unterbringung der betroffnen Familien zu beschaffen. Doch eine befriedigende Lösung wird viel Zeit beanspruchen.

Viele Betroffene haben vorübergehend Obdach durch private Unterstützung und Hilfe gefunden. Ruhe und Frieden kann aber noch lange nicht einziehen, da sich hartnäckig das Gerücht hält, der Tsunami kehrt zurück. Ein kleiner Junge fragte mich: „Was denkst Du, wird der Tsunami wiederkommen?“

Die Regierung bemüht sich, den Menschen bei allem Möglichen Hilfe zu geben, nachzuschauen, für medizinische Hilfe zu sorgen. Viele private Krankenhäuser haben medizinische Camps zur Langzeitversorgung der betroffenen Regionen errichtet.

 

Durch die Regierung, private Unterstützung und mit Hilfe der Armee wurden viele der Fischkutter und kleinen Fischerboote (landläufig „Nussschalen“ genannt) repariert. Langsam beginnen die Fischer auch wieder sich auf das Meer hinauszutrauen. Doch ihr Geschäft wird zusätzlich durch die Seuchengefahr beeinträchtigt. Die Regierung verlautbarte, dass über die kommenden 6 Monate niemand Fisch oder Fischprodukte essen könne. So wird auch auf diesem Gebiet nach Aushilfsmöglichkeiten gesucht. Eine junge Frau meinte: Wenn die Regierung Nähmaschinen und Ausbildungsmöglichkeiten dafür den betroffenen Frauen zur Verfügung stellen würde, das wäre eine große Hilfe für Beschäftigung, das tägliche Brot und auch das Ganze selbst zu erarbeiten.

 

Von der Kirche und dem dazugehörigen privaten Bereich kommt Hilfe für die betroffenen kleinen Kinder, wie die Wiederbeschaffung von Schulkleidung, Büchern und ebenso durch Aufnahme in Schülerwohnheime und Waisenhäuser.

 

Shobana Devandiren

 

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Hintergrund

 

Zu Rundbrief Siebert-Johnson

 

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